Hohes Haftungsrisiko für Vermieter: Trinkwasserhygiene wird NICHT berücksichtigt

  • Dringender Handlungsbedarf: In nur rund 5 Prozent der Mietverträge wird ein Durchspülen der Leitungen nach Abwesenheit festgelegt
  • Gesundheitsgefahr: Mehr als die Hälfte der Trinkwasser-Konsumenten lassen das Wasser nach Abwesenheit NICHT laufen
  • Risikobereiche Dusche, Sauna & Whirlpool: 84,2 Prozent aller Wellnesseinrichtungen im Privatbereich werden nicht ausreichend genutzt
  • Wartung wird vernachlässigt: Weniger als 19 Prozent tauschen Duschköpfe und – schläuche jährlich
  • Vorschau: Erste Richtlinie des FORUM Wasserhygiene zur Qualitätssicherung des Trinkwassers im Gebäude


Dringender Handlungsbedarf: Verkeimungsrisiko deutlich gestiegen

Das Trinkwasser wird vom Wasserversorger zumeist in bester Qualität angeliefert. Bei nicht sachgemäßem Umgang kann es jedoch im Gebäude verkeimen. Kommen Konsumenten zu Schaden, drohen Planern, Errichtern und Betreibern von Trinkwasserinstallationen rechtliche Konsequenzen. Vorsorge ist heute wichtiger denn je, denn das Verkeimungsrisiko ist deutlich gestiegen: Eine vernachlässigte Wartung und zu wenig Durchfluss in den Leitungen gefährden die Wasserqualität in Einfamilienhäusern, Wohnungen sowie gewerblichen und öffentlichen Gebäuden: „Weniger als 19 Prozent der Österreicher tauschen ihre Duschköpfe und -schläuche jährlich. Zudem ist in nur rund 5 Prozent der Mietverträge geregelt, dass die Wasserleitungen nach Abwesenheit durchgespült werden müssen. Und das, obwohl die meisten Österreicher mehrmals pro Jahr für längere Zeit nicht zuhause sind“, erläutert KR Herbert Wimberger, Präsident des FORUMs Wasserhygiene, die Ergebnisse einer aktuellen repräsentativen Studie, die Marketagent im Auftrag des FORUMs Wasserhygiene durchgeführt hat. „Das ist ein alarmierendes Signal und zeigt, dass die Mietverträge dringend angepasst werden müssen, um den Mieter auf seine Pflichten aufmerksam zu machen!“, warnt Wimberger eindringlich. Laut Studie lassen mehr als die Hälfte der Österreicher – 51,4 Prozent - das Wasser nach längerer Abwesenheit nicht laufen. Als Gründe dafür wurden Wasserverschwendung oder Kostengründe genannt. „Hier wird an der falschen Stelle gespart – das Bewusstsein für die Risiken durch schlechte Wasserqualität muss zwingend steigen!“, resümiert Wimberger. Bereits im Vorjahr zeigte eine Studie, dass zwei Drittel des in Österreich getrunkenen Wassers aus der Leitung kommen, jedoch knapp 60 Prozent der Österreicher nicht wissen, dass Wasser wie jedes Lebensmittel verderben kann. „Die Menschen realisieren nicht, dass auch Wasser ein Ablaufdatum hat und dass sie für die Trinkwasserqualität im Gebäude selbst verantwortlich sind“, betont Herbert Wimberger.

 

Risikofaktor Legionellen

„Im Wasser können sich unter bestimmten Bedingungen Bakterien, z.B. Legionellen, rasch vermehren. Werden beim Duschen verkeimte Wassertröpfchen (Aerosole) eingeatmet, können diese eine teils schwerwiegende Lungenentzündung, die Legionärskrankheit, auslösen“, warnt Mag. Dr. Alexander Indra, Leiter des Instituts für medizinische Mikrobiologie und Hygiene bei der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit). Im Jahr 2017 erkrankten der Nationalen Referenzzentrale für Legionella-Infektionen zufolge 218 Menschen in Österreich an der Legionärskrankheit. Die Letalität lag 2017 bei 4,6 Prozent. Die Dunkelziffer an Erkrankungen ist laut Experten deutlich höher. Die bekannten Fälle an Legionärskrankheit haben sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. „Das kann an der erhöhten Detektionsrate durch Schnelltests sowie an der gestiegenen Melderate durch die Labormeldepflicht seit 2014 liegen. Die Trinkwasserhygiene im Gebäude erhält zu Recht immer mehr Aufmerksamkeit“, betont Indra das steigende Bewusstsein. Und das ist auch dringend notwendig: Laut Studie werden rund 85 Prozent aller Wellnesseinrichtungen im Privatbereich nicht ausreichend genutzt und sind hinsichtlich einer Verkeimung anfällig.

 

Branchenmaßnahmen für die Trinkwasserhygiene

Die Bewusstseinsbildung und Qualifizierung der Fachwelt sind wichtige Schritte zur Qualitätssicherung des Trinkwassers im Gebäude. „Gemeinsam mit dem FORUM Wasserhygiene haben wir ein Qualifizierungsprogramm zum Trinkwasser-Hygienetechniker entwickelt, um die Branche entsprechend zu sensibilisieren und zu qualifizieren. Über 800 Fachleute haben das Programm bereits durchlaufen – und das wurde auch höchste Zeit! Wie wir in der Praxis leider immer wieder mit Erschrecken feststellen, werden in vielen Gebäuden oft noch nicht einmal die wesentlichsten Grundlagen für eine gute Trinkwasserhygiene beachtet“, betont KR Alfred Laban, Bundesinnungsmeister Stellvertreter der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker. Das Ziel müsse es sein, die Kunden über die Risiken durch schlechte Trinkwasserhygiene aufzuklären und entsprechende Lösungen – von der Planung über die Installation bis zur Wartung - zu bieten, stellt Laban fest. Genau hier setzt das FORUM Wasserhygiene an und vereint neben Partnern aus der Wissenschaft auch Unternehmen, die praxisnahe Lösungen am Stand der Technik für eine einwandfreie Trinkwasserhygiene bieten.

 

Erste Richtlinie des FORUM Wasserhygiene

Viele unterschiedliche Normen beleuchten die Qualitätssicherung des Trinkwassers im Gebäude bisher nur in einzelnen Aspekten. „Die Seminarteilnehmer unseres Qualifizierungsprogramms zum Trinkwasser-Hygienetechniker haben häufig den Wunsch nach einer praxistauglichen Anleitung geäußert, die die Trinkwasserhygiene im Gebäude ganzheitlich darstellt und die gängigen Normen berücksichtigt“, so Wimberger. Die neue „FWH-Richtlinie 01“ des FORUM Wasserhygiene schafft nun Abhilfe: Sie beschreibt die Planung und Installation sowie Betrieb und Wartung von Trinkwasserinstallationen erstmals umfassend und leicht verständlich. Die Richtlinie wurde vom Fachausschuss des FORUM Wasserhygiene erarbeitet und setzt einen einheitlichen und praxisnahen Standard zur Qualitätssicherung des Trinkwassers im Gebäude. Der Erstentwurf der Richtlinie wird ab 25. Juni 2018 auf der Website des FORUM Wasserhygiene verfügbar sein. Fachleute und Organisationen haben bis 10. August 2018 die Möglichkeit zur Stellungnahme. Die finale „FWH-Richtlinie 01“ wird im Rahmen eines Symposiums am 7. November 2018 in der Orangerie Schönbrunn in Wien präsentiert.

 

Tipps zum Erhalt der Trinkwasserqualität im Gebäude

Um die Wasserqualität im Haus zu erhalten, empfiehlt das FORUM Wasserhygiene:

  1. Regelmäßige Wasserentnahme bzw. Freispülen der Leitungen nach 24 Stunden Abwesenheit
  2. Auf die richtige Temperatur achten: Kaltwasser darf maximal 20 Grad, Warmwasser muss mindestens 55 Grad Celsius haben.
  3. Die Trinkwasserinstallationen im Haus regelmäßig warten und reinigen (lassen) z.B. die Brauseköpfe und Schläuche tauschen.

 

 

 

PD Mag. Dr. Alexander Indra (AGES), KR Herbert Wimberger (FORUM Wasserhygiene) und KR Alfred Laban (Bundesinnung der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker) setzen sich gemeinsam für die Trinkwasserhygiene ein.

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